Natur- und Wildnispädagoge Martin Derrez
Ausbildung zum Mentor für naturverbundene Gemeinschaftsbildung
Gegenwärtig sehnen sich viele Menschen nach Gemeinschaft. Sie wünschen sich eine Verbundenheit mit ihresgleichen, in der alle Mitglieder sich gegenseitig würdigen, inspirieren und unterstützen. In dieser Ausbildung erforschen wir durch eigene Erfahrungen, worin solche Gemeinschaften gründen, um ihr Wachstum als Mentoren fördern zu können.
Dabei lassen wir uns von den Weisheiten indigener Völker beflügeln. Laut ihnen besteht die Erde aus einer Gemeinschaft einzigartiger Wesen, in der alle einen Beitrag zur Harmonie des Ganzen leisten, indem sie ihre innersten Anlagen verwirklichen. Nach diesem Vorbild gestalten viele indigene Kulturen das zwischenmenschliche Zusammenleben, was aktueller denn je ist. Denn gerade heute brauchen wir Gemeinschaften, die auf freie, verantwortliche Potentialentfaltung eines jeden Einzelnen gebaut sind und gleichzeitig zu einer Geschwisterschaft reifen, in der sich alle in ihren innersten Impulsen gesehen fühlen. Solche Gemeinschaften können eine ungeahnte Kreativität und Fürsorglichkeit entwickeln. Wenn sie sich den großen Zusammenhängen der Welt öffnen, haben sie das Zeug, lebensdienliche Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
Methode
Wir gehen von den drei Grundidealen des tiefen Gesprächs aus, in denen jede Gemeinschaftsbildung wurzelt: Wir üben uns darin, ganz von Herzen, aus unserer innersten Wahrheit heraus zu sprechen. Von ganzem Herzen zuzuhören. Und uns mit dem geheimnisvollen Ganzen zu verbinden, das sich bei tiefen Gesprächen im Zusammenklang der Beiträge zeigt und weit mehr ist als die Summe seiner Teile.
Dabei wird uns die Lernkunst indigener Völker unterstützen, die heute ‚Coyote Teaching‘ genannt wird. Der Lehrer gibt hier keine Theorien vor, sondern wirkt als Mentor, um den Lernenden bei seinen eigenen Erfahrungen zu begleiten. Der Mentor versteht sich als Vermittler zwischen dem Lernenden und der eigentlichen Lehrmeisterin, nämlich der Gemeinschaft allen Lebens. Er schürt Neugierde, führt in ungewohnte Situationen und stellt die zündenden Fragen, er weckt im Lernenden den innigen Wunsch, Antworten zu finden. Dadurch werden persönliche Verbindungen mit der Natur, sich selbst sowie anderen Menschen geknüpft, in denen Einsichten und Fähigkeiten allmählich heranreifen.
Von daher handelt es sich um eine wildnispädagogische Ausbildung mit einem besonderen Schwerpunkt. Sie unterscheidet sich von der Weiterbildung Natur- und Wildnispädagogik darin, dass die Gemeinschaftsthemen hier wesentlich vertieft und auf eine wirksame Fähigkeitsbildung ausgerichtet werden.
Ausbildungsthemen
Die drei Grundideale des tiefen Gesprächs verweisen jeweils auf einen Lebensbereich, in dem wir die idealtypischen Fähigkeiten am besten ausbilden können:
Dein persönliches Geschenk
Wenn wir aus unserer inneren Wahrheit heraus sprechen wollen, müssen wir sie erst einmal kennenlernen. Altbewährte Werkzeuge unserer indigenen Vorfahren werden uns helfen, unserem Innersten zu begegnen, wobei unsere persönlichen Gaben zum Vorschein kommen. Sie anzunehmen und zu leben ist das größte Geschenk, das wir sowohl uns selbst als auch der Gemeinschaft des Lebens machen können. Es ist zutiefst erfüllend, solche Entfaltungsprozesse gegenseitig zu bezeugen.
Elemente: Schwellengänge; die Natur als Spiegel; der Pfad zur innersten Quelle; die persönlichen Gaben erkennen; Mauer der Trauer; persönliche Heilung; aus tiefstem Herzen sprechen; der innere Rat des Herzens; die eigene Berufung erfüllen und für die Gemeinschaft einsetzen; Kernroutinen zur Stärkung der Freiheit; Denken vom Ursprung her; Meditation in Bewegung; der lauschende Wille
Dein umfassendes Gewahrsein
Das Ideal, von ganzem Herzen zuzuhören, lässt sich durch innere Stille verwirklichen. Wenn wir andere Wesen tatsächlich ‚hören‘ möchten, sollten wir mit etwas ‚aufhören‘: In der eigenen Seele fortwährend dazwischen zu reden. Diese grundlegende Fähigkeit, andere sein zu lassen und unbefangen wahrzunehmen, kann besonders gut ausgebildet werden, während wir den Wesen der Natur lauschen. Ihre Botschaften mit in unsere Gemeinschaftsprozesse aufzunehmen, wird ein wichtiges Anliegen der Ausbildung sein.
Elemente: Schichten des Wahrnehmens; Umherstreifen in der Natur; die heilige Stille; Sitzplatz und Meditation mit Naturwesen; vom inneren Feuer; der liebende Blick; von ganzem Herzen zuhören; Bezeugen der individuellen Einzigartigkeit; das Vernehmen von Botschaften und die Läuterung der inneren Stimme; der Pfad zur Verschmelzung; allseitiges Gewahrsein
Unsere kraftvolle Gemeinschaft
Die beiden ersten Ideale erfordern Kompetenzen, die sich der Einzelne für die Gemeinschaft aneignet. Indem wir sie ausbilden, tragen wir selbst dafür Sorge, gemeinschaftsfähig zu werden. Dank der persönlichen Entwicklung wird die Gemeinschaft also wesentlich gefördert, doch gilt auch das Umgekehrte: Beim persönlichen Wachsen an den Schwierigkeiten, die wir mit uns selbst beim Üben erleben, hilft uns nichts so sehr wie der Austausch darüber in der Gemeinschaft. Sobald die Fähigkeiten schließlich zur Verfügung stehen, kann eine Anbindung an das große Ganze geschehen – in der Gemeinschaft meldet sich eine Stimme zu Wort, welche von einem friedlichen Zusammenleben auf der Erde kündet.
Elemente: Redekreise und Kreiskultur; die gemeinschaftsbildende Kraft; Prinzipien des Friedensstifters; Tugenden im Gespräch; Clans im Dienst der Gemeinschaft; miteinander feiern; die Pflege sozialer Räume; Würdigung der Bedürfnisse; Heilung von Konflikten; Medizinrad und indigene Weisheit; Liebe zur Wahrheit; die Bedeutung der Ältesten; Grundlagen der Mentorenschaft
Ausbildungsziele
- Entwicklung der eigenen Persönlichkeit,
um ihre Potentiale in die Gemeinschaft einzubringen - Verbindung mit Natur und Mitmenschen,
um im Einklang mit dem großen Ganzen zu leben - Aneignung von kraftvollen Werkzeugen,
um Gruppenprozesse als Mentor begleiten zu können
Teilnehmerkreis
Die Ausbildung wendet sich an Menschen, die in Gruppen aller Art tätig sind und soziale Prozesse mitgestalten. Hierzu gehören etwa Lehrer, Erzieher, Seminarleiter, Therapeuten, Mitwirkende in Gemeinschaftsprojekten, Führungskräfte in Organisationen und noch einige mehr. Gleichzeitig sind natürlich alle eingeladen, die diesen Jahreskurs für sich selbst bzw. im Hinblick auf ihre Familie sowie ihr nächstes Umfeld erleben möchten. Wildnispädgogische Vorerfahrungen sind für eine Teilnahme hilfreich, aber nicht Voraussetzung.
Struktur
Die Ausbildung besteht aus sieben aufeinander aufbauenden Blöcken mit insgesamt 25 Seminartagen, einem Gemeinschaftsprojekt sowie Vertiefungsübungen zwischen den einzelnen Blöcken.
Die praktischen Vertiefungsübungen sind ein wichtiger Bestandteil des Jahreskurses. Sie führen die Impulse der Ausbildungsblöcke weiter und sind der individuellen Fähigkeitsbildung gewidmet, wofür etwa zwei Stunden pro Woche zur Verfügung stehen sollten.
Das Gemeinschaftsprojekt stellt ein weiteres Praxisfeld dar. Es soll dazu dienen, die Ausbildungsinhalte samt der Mentorenrolle in einer Gruppe zu erproben. Das Projekt wird in einem selbst gewählten Kreis von Menschen durchgeführt, wobei die Anzahl der Beteiligten und der zeitliche Umfang variabel sind. Die gesammelten Erfahrungen werden auf den Blöcken regelmäßig reflektiert und gewürdigt.
Termine 2025/26
Die einzelnen Blöcke beginnen jeweils Donnerstags bzw. Freitags um 18.00 Uhr und enden Sonntags um 15.00 Uhr.
Block I | 30.10. – 02.11.2025 |
Block II | 12.12. – 14.12.2025 |
Block III | 05.02. – 08.02.2026 |
Block IV | 01.05. – 03.05.2026 |
Block V | 11.06. – 14.06.2026 |
Block VI | 17.07. – 19.07.2026 |
Block VII | 24.09. – 27.09.2026 |
Orte
Die Blöcke I und V verbringen wir bei der Lebensgemeinschaft am Sternberg, die unweit von Münsingen auf der Schwäbischen Alb liegt. Hier haben wir Gelegenheit, ein naturverbundenes Gemeinschaftsprojekt konkret zu erleben.
Die Blöcke II und III finden im Schwäbisch-Fränkischen Wald in der Nähe von Ellwangen statt. Dort steht uns ein abgelegenes Seminarhaus mit weitläufigem Gelände zur Verfügung, durch das ein lauschiger Bach mäandert.
Die Blöcke IV, VI und VII führen uns zum Forsthaus Triesch in ‚Wald-Hessen‘. Das alte Forsthaus befindet sich etwa 40 km südöstlich von Kassel, in schöner und ebenfalls abgeschiedener Lage in der Natur.
An allen drei Ausbildungsorten kann sowohl gezeltet als auch in Matratzenlagern oder teilweise Mehrbettzimmern übernachtet werden.
Kosten
Teilnahmegebühr: 1890 € (ratenweise Zahlung ist möglich)
Zzgl. 390 € für alle Übernachtungen, Kursmaterial und warme Mahlzeiten. Die übrige Verpflegung wie Frühstück und Zwischenmahlzeiten bringen die Teilnehmer nach eigenen Vorlieben selbst mit. Eine Verpflegungs- und Ausrüstungsliste wird hierbei unterstützen.
Leitung und Organisation
Die Ausbildung wird unter der Leitung von Martin Derrez von WILDNISWUNDER in Kooperation mit der Naturschule WILDNISWANDERN durchgeführt.
Alle Ausbildungsblöcke werden zusätzlich von einer Coleiterin begleitet, so dass unser Leitungsteam aus einem Mann und einer Frau besteht.
Zertifizierung
Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten die Absolventen ein entsprechendes Zertifikat, das von der Naturschule WILDNISWANDERN ausgestellt wird.
Email-Adresse
martin@wildniswunder.de
Telefon
Tel. 0711 -25 963 864, mobil 0159-0628 3500